Religionsunterricht

Die Vorschulkinder bedürfen noch keiner religiösen Unterweisung oder des Kultus. Sie sind noch ganz mit der Welt in Einheit verbunden, Himmel und Erde sind für sie noch nicht auseinander gefallen. Im Wald ist es das Bauen der Zwergenhäuschen für die unsichtbaren Naturwesen, zu Hause sind es die Märchen, die die nötige Seelennahrung geben. Wo aus verschiedenen Gründen eine solche ungestörte kindliche Entwicklung nicht möglich ist, können Waldorf-Kindergärten für die geeignete Pädagogik sorgen.

Mit Schulbeginn wird die kleine sonntägliche Feier, die wir "Sonntagshandlung für die Kinder" nennen, wichtig. Auch der Schulunterricht beginnt. Allerdings enthält er noch nicht die Inhalte der Bibel, oder doch nur am Rande, sondern schließt an das kindliche Erleben an.
 
So wird in der ersten Klasse noch ganz in Märchenform erzählt vom Leben der Seele im goldenen Himmelshaus bei dem König, dem ersten Blick auf Erde und Eltern (Bild rechts oben), der Erdenreise und schließlich die Ankunft auf der Erde und das Kennenlernen der Naturreiche mit ihren Wesen (Zwergen usw.). So fühlen die Kinder sich in ihrer Art des Erlebens bestätigt und gefördert, indem sie das ganze Jahr von diesem Kind hören, das wie sie aus dem Himmel auf die Erde gekommen ist.
 
In der zweiten Klasse geht man zu Legenden über. Dabei eignet sich besonders das Leben des Hl. Franziskus oder der Hl. Elisabeth. Am Beispiel großer menschlicher Persönlichkeiten blickt das Kind zunächst indirekt auf den Christus hin. Wie sie gelebt und gewirkt haben, prägt sich in ihr Gemüt ein. Marienlegenden können den Unterricht ergänzen.

Im neunten Lebensjahr macht das Kind einen Sprung vorwärts in der Entwicklung. Man geht nun bis zur Entstehung der Welt zurück: Schöpfungsgeschichte, Erschaffung des Menschen, Sündenfall, Brudermord usw. Es schließen sich nun die weiteren Geschichten des alten Testamentes an in den folgenden Jahren, bis sie in das neue Testament übergehen.

Das Leben und Wirken des Christus, vor allem aber der Tod und was sich daran anschließt, wird erst in der siebenten und achten Schulstufe behandelt. Denn jetzt erst entwickelt sich in den Kindern die Möglichkeit eines gewissen Verständnisses für die Bedeutung des Christus-Ereignisses, wo sie selbst den 'Tod' ihrer Kindheit und die 'Auferstehung' ihrer wahren Persönlichkeit durchmachen. Das ist auch die Zeit, wo sie das Sakrament der Konfirmation erleben, das ihr Innerstes stärken soll.

Von jetzt an nimmt der Unterricht eine immer freiere Form an. Er kann von Paulus bis Kübler-Ross, von Buddhismus bis zur Initiation der Schwarzen, von Rauschgift bis Ehesakrament, vom Johannes-Prolog bis Rudolf Steiner alles berühren, was nun den jungen Menschen in seiner Weltorientierung fördern kann.