Vom Bau der Johanneskirche in Wien-Süd

Ein Provisorium sollte es werden. Nach Jahren der Aufbauarbeit unserer Filialgemeinde Wien-Süd; nach der Zeit des gemeinsamen Wachsens war der Entschluss  gereift: Nehmen wir auch die äußere Entwicklung in die Hand, beleben wir das Grundstück in der Rudolf Waisenhorngasse 41, das der Gemeinde bereits vor der Jahrtausendwende so großherzig geschenkt worden war. Von einem Tipi war da geträumt worden, von einer Jurte – ein Impuls, der dem traumhaften Garten auch neben den traditionellen Sommerfesten ein erstes Gemeindeleben einhauchen sollte. 

Was folgte, war ein Weg der Schicksalsbegegnungen und glücklichen Fügungen. Beim Adventbasar 2012 lief mir Christopher Winter buchstäblich über den Weg – beim Würstelgrillen im Rosenhof. Der Gründer und Chef des Museums- und Bühnenunternehmens Winter Artservice wäre doch ein idealer Partner bei solch einem Projekt – wer, wenn  nicht er? Ob er Lust habe, bei einem Baukreis mitzumachen, fragte ich. Er würde sich das durch den Kopf gehen lassen sagte er – erst hörte ich nichts – aber dann kam völlig überraschend zwei Monate später per Mail der Entwurf eines Stufenplanes für den Bau einer Kirche. 

Wir setzten uns zusammen, plauderten, bremsten uns ein und landeten – fast – wieder beim Tipi: Wie wäre es zunächst einmal mit einem Pavillon für eine Sommerkirche? Rücksprache mit der Filialgemeinde. Nun, im Sommer ist eigentlich immer Pause, also: Ganzjährig sollte es schon nutzbar sein. 

Nächste Phase: Wir entwickeln ein Modell, drei Container aufzustellen. Nun ja, wenn schon drei – warum nicht gleich vier? Vollversammlungen werden abgehalten, in Wien-Süd und in der Muttergemeinde in der Mariahilfer Straße und ein begeistertes, geradezu enthusiastisches Vertrauen kommt uns entgegen: Ja, baut das – die Basisfinanzierung wird einstimmig beschlossen. 

Aber noch etwas kommt uns entgegen: Der dringende Wunsch: Container? Könnte das Provisorium nicht auch in Holz gebaut werden? Unsere Antwort: Ja gerne. Wenn das Geld da ist… Und auf einmal wurde gespendet. Genauso viel, dass wir den Holzbau tatsächlich in Angriff nehmen konnten. 

Ein Fertigteil-Bau sollte es werden, dessen Einzelteile im Werk bereits fix und fertig vorgefertigt werden. Wir planen, Christopher erstellt die detaillierten Pläne, erstellt einen Einreichplan, führt viele Vorgespräche und reicht den Antrag bei der Baupolizei ein. 

Doch dann die Belastungsprobe: Widrige Umstände führen dazu, dass das Genehmigungsverfahren hängen bleibt. Mehr als ein halbes Jahr versuchen wir dies, versuchen wir das – fragt Christopher nach, blieb immer dran. Bis dann schließlich die Bauverhandlung endlich durchgeführt werden kann. Das Projekt passt und wir können loslegen. 

Mit einem Jahr Verspätung, aber wie sich zeigte gerade zum richtigen Zeitpunkt. Besser hätten wir es gar nicht planen können. Denn als es dann wirklich losgeht, habe ich – aus beruflichen Gründen weniger, aber für das Projekt  umso glücklicheren Umständen – gerade dreieinhalb Monate Auszeit. Auch wenn ich ein absoluter Laie bin: Ich kann die lokale Bauaufsicht voll übernehmen – während Christopher das Projekt vorwiegend von seinem Firmensitz aus perfekt dirigiert. 

Anfang/Mitte Mai 2014 geht es los. Kinder leisten erste Vorarbeiten – freiwillige Helfer richten die Baustelle ein. Dieses Motiv der Hilfsbereitschaft über die Generationen hinweg sollte uns bis zur Fertigstellung der Kapelle  weiter begleiten. 

Doch zunächst kommen erst einmal die Profis: Die Zuleitungen werden von einer Baufirma verlegt und auch die  Streifenfundamente errichtet. Dann kommt ein Trupp aus Christophers Firma und zeigt, was schnelles und präzises Arbeiten heißt: In nur vier Tagen steht der Rohbau fertig vor uns. Und alle Beteiligten haben plötzlich ein gemeinsames Gefühl: Oooops, das ist ja was Größeres geworden! Kein Provisorium – das ist ein richtiger Kirchenbau, der uns da gelungen ist. 

Doch zunächst waren die  Mühen der Ebene zu bewältigen. Tage, Wochen, an denen Einzelne  auf der Baustelle einsam buddelten und werkten. Zweifel, fast schon Verzweiflung – wie sollten all die offenen Baustellen bewältigt werden können. 

 

Bis dann in der Mitte des Sommers die Jugend – aber  auch die Senioren kamen. Die so lange erhofften Helfer – jetzt packten sie zu. Jugendliche, die schliffen, strichen und vor allem vollkommen selbständig ein wunderschönes Dach aus Fichtenschindeln verlegten. Und unten drunter: Vor allem ein Freiwilliger im besten Alter, der im Un-Ruhestand die gesamte Elektroinstallation für uns verlegte. Er will nicht namentlich genannt  werden, aber wir können ihm gar nicht genug danken und nur so viel sagen: Es hat schon seinen Sinn, dass unser Kirchenbau „Johannes“-Kapelle heißt! 

Vielen, vielen herzlichsten Dank auch an dieser Stelle allen tüchtigen Beteiligten!!! Allen, die mitgeholfen haben – tatkräftig, finanziell und auch mit guten Gedanken. Und die uns so viel Vertrauen geschenkt haben! 

Als sich der Sommer 2014 neigt, ist endgültig klar: Das ist ganz sicher kein Provisorium mehr. Uns ist ein wunderschöner Kirchenbau gelungen. Und so wurde in Rücksprache mit unserem Regionallenker Melchior Tautz schließlich festgestellt: Diese Kapelle muss einfach geweiht werden! 

Die Weihe fand schließlich am 7. September 2014 statt. Mehr als 90 Jahre nach Gründung der Christengemeinschaft ist es gelungen: Wir haben in Wien einen frei stehenden, wunderschönen Kirchenbau! 

Und langsam dämmert uns Beteiligten: Das war etwas ganz Besonderes! Eine Kirche baut man schließlich nur einmal im Leben.                                           

Roman David-Freihsl (Projektverantwortlicher)  

 

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